6 Fragen rund um das Thema Wissensmanagement
Der Begriff Wissensmanagement ist in aller Munde. Doch was ist Wissensmanagement überhaupt? Wieso ist es so wichtig? Und wie gelingt eine gute Umsetzung in der Praxis?
Diese und weitere Fragen beantwortet unser Experte Marcel in diesem Interview. Marcel ist Experte für Wissens- und Innovationsmanagement. Als Hochschuldozent für Strategie und Innovation verfügt er weiter über enorme Erfahrung in den Bereichen Digitalisierung, Geschäftsmodellinnovation und Organisationsformen.
Was ist Wissensmanagement?
Marcel du hast jahrzehntelange Erfahrung mit dem Management von Wissen und Geschäftsmodellen, kannst du kurz erklären, was man unter dem Begriff “Wissensmanagement” zu verstehen hat?
Es gibt unterschiedliche Auffassungen von Wissensmanagement. Eine davon ist eine eher holistische. Es stellt sich zuerst einmal die Frage, wann Wissen, Wissen ist. Dies ist der Fall, sofern eine Information einen Wert aufweist bzw. verwertbar ist. Ich finde das zu Wissensmanagement als Synonym verwendete Wort, “Lösungsroutine”, passender. Dieser Begriff impliziert aus meiner Sicht das springende Charakteristikum von Wissensmanagement, nämlich der Umstand, dass jemand auf Basis einer Information Mehrwert generieren kann, ohne dass er beispielsweise ein bereits zuvor gelöstes Problem erneut lösen muss. Etwas simpler und praxistauglicher ausgedrückt, liefert ein funktionierendes Wissensmanagement Antworten auf die Fragen “wie funktioniert es?, wie kann ich auf einfache Weise mein Problem Lösen?”.
Wissensmanagement - Der Schlüssel zu Konkurrenzfähigkeit
Welche Aufgaben erfüllt Wissensmanagement?
Ein funktionierendes Wissensmanagement legt die Basis für Konkurrenzfähigkeit. Diese erreicht man, wenn man innovativ ist, innovativ kann man sein, wenn man eine lernende Organisation ist und zu einer solchen wird man, wenn entsprechende Lösungsroutinen erarbeitet, geteilt und der Wert der einzelnen Lösungen verbessert werden können. Wenn Wissen gut erarbeitet und zielführend geteilt wird, führt dies zu qualitativen Lösungen, Innovativität und folgerichtig zu hoher Konkurrenzfähigkeit. Dies sind aus meiner Sicht die Aufgaben eines funktionierenden Wissensmanagements hinsichtlich Innovation und Konkurrenzfähigkeit.
Auf der anderen Seite macht ein gut umgesetztes Wissensmanagement die entsprechenden Prozesse schlank, was die kontinuierliche Verbesserung vorantreibt. Auch dieser Effekt spielt schlussendlich wieder in die Konkurrenzfähigkeit hinein. Ein funktionierendes Wissensmanagement wirkt sich universal bzw. branchenunabhängig auf Organisationen sämtlicher Grössen positiv aus.
Wissensmanagement als Obligat?
Wieso ist Wissensmanagement wichtig?
Ich habe es zuvor schon erwähnt, durch ein gutes Wissensmanagement wird eine hohe Konkurrenzfähigkeit ermöglicht. Aus meiner Sicht kommt keine Unternehmung um die Anwendung eines funktionierenden Wissensmanagements herum. Der Grund dafür sind die heute üblichen schnellen Veränderungen, die VUCA Welt, was ein aktives Management von Wissen enorm wichtig, wenn nicht unabdingbar macht.
Von Zuständigkeiten und Propaganda
Hat ein gutes Wissensmanagement Auswirkungen auf die Arbeitsweise von Mitarbeitenden?
Ich denke, im Bereich des Wissensmanagements braucht es immer Leute, welche sich zuständig fühlen, die Qualität überwachen und auch propagieren, wo und wie Wissen abrufbar ist. Mit einer einfachen Abrufbarkeit wird auch die Wiederverwendbarkeit von Lösungsroutinen bzw. Informationen gewährleistet. Ist dieses Wissen nicht einfach zugänglich entstehen Hindernisse. Es besteht die Gefahr, dass für ähnliche Probleme neue Lösungen gesucht werden, was eigentlich nicht nötig sein sollte.
Abbau von Wissensbarrieren
Wie gelingt gutes Wissensmanagement in der Praxis?
Um dies zu beantworten, muss zuerst die vorliegende Problematik geklärt werden. Wird wissen nicht zugänglich bzw. abrufbar gemacht entstehen einerseits hierarchische und andererseits funktionale Wissensbarrieren, was in der Folge zur Entstehung von Wissensinseln führt.
Gutes Wissensmanagement gelingt folglich in der Praxis durch die Überwindung bzw. Verbindung dieser Wissensinseln. Dafür braucht man entsprechende Systeme. Mit funktionierenden Tools hat man dann das Hauptproblem, die Abrufbarkeit von Wissen, gelöst. Wissen und Lösungsroutinen müssen aber nicht nur abrufbar, sondern eben auch strukturiert und auffindbar sein. Moderne Wikisysteme wie Phonemos oder Confluence sind hier sehr hilfreich. Damit wird den Mitarbeitenden eine Lösung zur Verfügung gestellt, die das Unternehmen vorwärtsbringt.
Wissensmanagement und Strategie - Wo bin ich wo will ich hin?
Welche Tools und Strategien würdest du empfehlen?
Meines Erachtens ist die Kernfrage, die man sich stellen sollte: Wo stehe ich heute, wohin will ich mit dem Unternehmen. So wird der Handelsbedarf im Wissensmanagement geklärt. Was weiss ich heute, was muss ich künftig wissen und in welchen Feldern muss gelernt werden? Das muss man systemisch auf die Unternehmung zurückführen. Da kommen dann Standard-Lernzyklen und Entwicklungsprozesse zum Tragen aber auch unter Anwendung dieser, ist es einfacher das Ziel zu erreichen, wenn die notwendigen Tools vorliegen.